Der Duft von Lorbeer: Kürbisgnocchi mit Lorbeerbutter
Das hier ist eigentlich kein Kürbisrezept. Also, jedenfalls nicht in erster Linie. Ja, auch in meiner Küche ist die dicke orangefarbene Beere im Moment ständig präsent ‒ im Wortsinne: Schließlich ist Kürbis ein ungemein praktisches Vorratsgemüse, das keinen Kühlschrank braucht und sich trotzdem wochen- und monatelang hält. Genau richtig für einen Haushalt wie unseren, in dem sich Mahlzeiten manchmal schlecht planen lassen, weil viel zu oft doch irgendwas dazwischenkommt. Also wohnt seit zwei Wochen ein Hokkaidokürbis auf der Küchenarbeitsplatte. Also, nicht einer, sondern inzwischen schon der dritte.
Und trotzdem ging die Idee für die gestrigen Kürbisgnocchi nicht von dem orangefarbenen Leuchten des neuen Mitbewohners aus, sondern vom Duft des Lorbeers. Ich hatte nämlich aus Angst vor Nachtfrösten meine Lorbeerpflanze vom Balkon reingeholt. Ja, ich weiß, angeblich ist Lorbeer frosthart ‒ aber das sollte er in den letzten Jahren auch schon sein. Und trotzdem muss ich jedes Frühjahr einen neuen kaufen. Diesmal bringe ich ihn über den Winter, hatte ich mir geschworen und das Pflänzchen in die Küche gerettet, wo es seitdem neben dem Kürbis steht.
Manchmal knicke ich, wenn ich am Lorbeer vorbei zum Radio greife, eines der Blätter an, nur um daran zu riechen. Der Duft von frischem Lorbeer fasziniert mich, denn er hat irgendwie so gar nichts zu tun mit dem leicht staubigen der getrockneten Blätter. Im Gegenteil: Er ist frisch, aufmunternd, mit einer leichten Zimt-und-Nelken-Note ‒ finde ich. Gestern weckte er jedenfalls in mir die Lust, diesem Aroma einmal eine etwas größere Rolle zukommen zu lassen als nur die des Schmorgericht- und Brühen-Wundermittels. (Gegen diese Verwendung ist natürlich auch rein gar nichts einzuwenden: Hühnerbrühe habe ich gestern auch nebenher gekocht. Mit Lorbeer.)
So entstand der Gedanke der Lorbeerbutter. Und dann fiel der Blick auf den Kürbis. Das Ergebnis war ein etwas arbeitsintensiverer Abend als geplant: Irgendwie sahen zwei Spalten Kürbis im Ofen so fipsig aus. Lieber noch ein paar dazulegen. Und Kartoffeln sollten auch noch in den Teig. Am Ende hatten wir nach längerer (also: ziemlich langer) Gnocchi-Formerei genügend Knödelchen für vier. Beziehungsweise genügend Reste für eine weitere Mahlzeit. Und dann gibt es wieder Lorbeerbutter dazu. Denn das war groß-ar-tig!
- 650 g Hokkaidokürbis (ohne Kerne gewogen)
- 350 g Kartoffeln (mehligkochende oder vorwiegend festkochende Sorte)
- 2 Eier
- 150 g Weizenmehl (Type 405) + Mehl zum Verarbeiten
- Salz
- 2 EL Butter
- 4‒5 Lorbeerblätter
- frisch geriebener Parmesan
- Den Kürbis, falls nötig, gründlich unter Wasser abbürsten. Den Kürbis in Spalten schneiden, das faserige Innere mit den Kernen entfernen*, eventuelle Pocken und Narben auf der Schale abschneiden und die Spalten auf ein Blech mit Backpapier legen. Den Kürbis im Ofen (180 °C Ober-/Unterhitze; 160 °C Umluft; vorheizen in beiden Fällen nicht nötig) 35‒40 Min. backen, bis er weich ist.
- Inzwischen die Kartoffeln abbürsten und in einem Topf mit Dämpfeinsatz über kochendem Wasser in ca. 20 Min. garen (oder in Wasser als Pellkartoffeln zubereiten). Die Kartoffeln heiß pellen und zusammen mit dem weichen Kürbis durch eine Kartoffelpresse auf die Arbeitsfläche drücken.
- Eine Mulde in die Mischung drücken, die Eier hineinschlagen, Mehl und nicht zu wenig Salz darübergeben. Alles (am besten mit einer Teigkarte) zu einem weichen Teig vermischen. Den Teig probieren und ggf. nachsalzen.
- Den Teig in 8 Portionen teilen und jede auf der gut bemehlten Arbeitsfläche zu einem fingerdicken Strang rollen. Von dem Strang mit Teigkarte oder Messer 1,5 bis 2 cm lange Stücke abteilen, in der Handfläche zu Bällchen formen und über die Zinken einer Gabel rollen, um das typische Rollenmuster zu erreichen.
- In einem Topf reichlich Salzwasser aufkochen und die Gnocchi darin portionsweise garen. Sie sind fertig, wenn sie an die Oberfläche steigen ‒ das dauert ungefähr 5 Min. Fertige Gnocchi mit einer Schaumkelle aus dem Wasser heben und in einer Schüssel mit Deckel im noch warmen Ofen warm halten. (Tipp: Auf den Boden der Schüssel eine umgekehrte Untertasse legen. Das verhindert, dass die Gnocchi im abgetropften Wasser liegen.)
- Die Lorbeerblätter falls nötig abreiben. Die dicke Mittelrippe herausschneiden und die Blätter in sehr feine Streifchen schneiden. Die Butter mit den Lorbeerblattstreifen in einem kleinen Topf bei geringer Hitze zerlassen und braun werden lassen.
- Die fertigen Gnocchi auf Teller verteilen, mit der braunen Lorbeerbutter übergießen und mit frisch geriebenem Parmesan bestreuen.
Zwei Anmerkungen zum Rezept: Den Kürbis im Ofen zu backen und die Kartoffeln als Pellkartoffeln zu garen wirkt ein wenig … nun ja, unnötig kompliziert vielleicht? Stimmt vermutlich auch. Ich hatte aber Angst, dass die Kartoffeln zu trocken werden, wenn ich sie ebenfalls im Ofen backe (was außerdem die Zubereitungszeit noch mal erhöht hätte). Andererseits befürchtete ich einen sehr feuchten Teig, wenn ich den Kürbis gedämpft hätte … Ich glaube aber, beim nächsten Mal würde ich das in Kauf nehmen und eben, falls nötig, mehr Mehl verwenden.
Zum zweiten: Wir haben den fein geschnittenen Lorbeer in der Butter mitgegessen. Ich hatte extra junge Blätter verwendet, muss aber zugeben, dass sie auch in hauchdünnen Streifchen eher hart bleiben. Wer das nicht mag, siebt die Butter zum Schluss einmal durch.
Und, wie ist das bei Euch: Kennt Ihr ein Rezept, das frischen Lorbeer so richtig zur Geltung bringt?
- London: Die kulinarische Dokumentation
- Guten Hunger? Viele Fragen und 3 Vorsätze zum Welternährungstag
Ich mag frischen Lorbeer auch!! Aber bei mir war es umgekehrt, ich hatte ihn seit Weihnachten am Küchenfenster stehen und über den Sommer ist er mir dürr geworden… Jetzt brauche ich einen neuen… Aber danach mache ich sofort deine (gesiebte) Lorbeerbutter, das ist einmal etwas anderes zu Kürbisgnocchi als immer nur Salbeibutter.
Ich gebe den frischen Lorbeer gern „überall“ dazu, zB. Bolognese, und schmore ihn mit Lamm (-Stelzen), Dörrbirnen und Most mit. Fantastisch!
lg
Hallo Friederike, wow, Lammstelzen mit Dörrbirnen und Most klingt ja lecker! Ich war gleich auf Deinem schönen Blog gucken, habe das Rezept aber nicht gefunden. Oder habe ich es nur übersehen?
schau nach bei Frau Ziii,
ich koche es immer wieder
Danke für den Tipp! Da schaue ich gleich mal vorbei.
Auch ich liebe frischen Lorbeer, Deine Butter muss ich also ausprobieren. Lorbeer landet an ganz vielen Dingen bei mir. Gerne mag ich auch Lorbeerblätter im Kochwasser für einfache Salzkartoffeln. Meine Pflanze kommt im Winter rein….früher hatte ich welche im Beet auf der Terrasse verbuddelt. Sie überstehen den Winter tatsächlich. Aber im Frühjahr, wenn die Erde noch gefroren ist und die Pflanzen eigentlich gegossen werden müßten, da sind sie mir immer vertrocknet
Danke für den Tipp mit den Salzkartoffeln! Die habe ich, wie ich zugeben muss, nie so auf dem Schirm. Also, insbesondere nicht, dass es da kulinarische Spielräume gibt. Das muss ich mal probieren.
Schon wieder Kürbisgnocchi – ich muss da endlich mal ran! Bei mir wohnt im Herbst/ Winter auch immer mindestens ein Kürbis. Letztes Jahr sind mir allerding leider 2 Stück oben auf dem Küchenschrank verfault. Zu Warm mögen sie’s scheinbar nicht. ;-)
Frischen Lorbeer hatte ich leider noch nie, aber vielleicht kannst du mir ja einen Ableger schenken?
Ableger – oh, da stellst Du die Frau mit dem braunen Daumen aber echt vor Herausforderungen. Wie zieht man denn von Lorbeer Ableger? Hmm. Muss mich mal schlau machen. Falls ich’s schaffe, da was Lebendiges zu fabrizieren, kriegst Du das natürlich!
Oh, von vielen Pflazen kann man einfach einen jungen Trieb abschneiden und ins Wasser stellen. dann bilden sich Wurzeln (das kann aber dauern) und man kann ihn eintopfen. :-)
Ich habe dazu in Sachen Lorbeer nicht viel Ermutigendes gelesen – aber ich versuch’s, versprochen!
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