Wie ein Kochbuch entsteht II: Autorin Susanne Bodensteiner
In meiner kleinen Serie zum „Making of“ von Seelenfutter vegetarisch* erzählt heute meine Mit-Autorin Susanne Bodensteiner, wie es aussieht, wenn sie Rezepte für Kochbücher entwickelt. Auch hier gilt: Für die Interviews habe ich versucht, Fragen zu stellen, die Einblicke ins Verlagsgeschäft geben. Manchmal habe ich dabei Dinge erfahren, die mir selbst gar nicht klar waren. Und wenn aus eurer Sicht noch Fragen übrig geblieben sind, dann stellt sie doch gerne in den Kommentaren!
Auch Susanne Bodensteiner kenne ich noch aus der Zeit, als ich selbst im Verlag gearbeitet habe. Sie war zu dem Zeitpunkt schon eine erfahrene Kochbuchautorin. Wenn wir heute an unser erstes gemeinsames Projekt denken, müssen wir immer noch ein bisschen lachen, allerdings mit verdrehten Augen. Damals habe ich Susanne nicht nur als unglaublich kreative Rezeptentwicklerin, sondern vor allem als sehr, sehr geduldigen Menschen kennengelernt. Wenn ich nämlich als Redakteurin mal wieder anrief und sagte: „Äh, es gab da übrigens eine kleine Konzeptänderung. Könntest du vielleicht …?“, dann atmete sie höchstens mal tief durch, um dann gleich am Telefon Ideen für neue Rezepte sprudeln zu lassen, die in das veränderte Konzept passten.
Als Alessandra Redies mich fragte, ob ich nicht Lust hätte, den ersten Band Seelenfutter. Rezepte, die glücklich machen* mit Susanne zusammen zu schreiben, habe ich mich total gefreut – aber ehrlich gesagt, ein bisschen eingeschüchtert war ich auch. Meine Rezeptideen neben denen von Susanne Bodensteiner? Hui … Die Zusammenarbeit an beiden Büchern hat sich dann aber als Riesenglücksfall herausgestellt. Unsere persönlichen Vorlieben und Schwerpunkte ergänzen sich nämlich bestens: Susanne liebt die mediterrane Küche ebenso sehr wie ich asiatische Rezepte (was allerdings nicht heißt, dass alle asiatischen Rezepte im Buch von mir wären und umgekehrt). Und außerdem hatten wir bei unseren Konzepttreffen in München, wo Susanne lebt, und unseren langen Telefonaten viel Spaß.
Als Erstes muss ich mal neugierig fragen: Wie bist Du überhaupt zum Kochbuchschreiben gekommen? Du bist ja mit einem Studium der Literatur- und Theaterwissenschaft ursprünglich mal in eine ganz andere Richtung gegangen.
Ich habe schon immer gern gekocht und gegessen. Nach dem Magister habe ich ein Volontariat bei einem Gourmet-Journal gemacht. Ich habe an Kochkursen von Sterneköchen teilgenommen und darüber geschrieben, war bei Restauranttests und Weinverkostungen dabei, habe über alte Gemüsesorten oder neue Foodtrends recherchiert. Es hat mir vom ersten Tag an Spaß gemacht, mich mit dem Thema „Essen und Trinken“ zu beschäftigen. Deshalb bin ich einfach dabei geblieben.
Nach vielen Kochbüchern kam dann irgendwann Seelenfutter. Was hat dich denn daran gereizt?
Von Anfang an fand ich das Thema wunderbar. Hier gab es thematisch keine strengen Vorgaben, keine Rücksicht auf Kalorien, Kohlenhydrate oder „alles muss in drei Minuten fertig sein“. So konnte ich einfach meine Lieblingsrezepte auf Seelenfutter-Qualität prüfen und unbeschwert drauflosschreiben und -kochen, das hat Spaß gemacht.
Wo kriegst Du die Rezepte her? Erfindest Du die? Und kochst Du die dann alle?
Natürlich koche ich alle Rezepte, meistens mehrmals! Bis die Mengen bis aufs Gramm genau gewogen, die Zutaten aufeinander abgestimmt, die Gar- und Backzeiten optimal berechnet und die Zubereitungszeiten exakt gestoppt sind, das ist schon eine Tüftelei, die Zeit und häufig auch mehrere Versuche in Anspruch nimmt.
Ich lasse mich überall inspirieren, z. B. auf Reisen, aber natürlich auch hier vor meiner Haustür. Ich probiere gern was aus, geh gern essen, spreche gern übers Essen, lese gern Speisekarten und geh gern Lebensmittel shoppen – am liebsten auf dem Markt, im Bioladen, bei „meiner“ Gemüsefrau oder bei „meinem“ Metzger. Wenn ich dann in meiner Küche stehe, habe ich zwar ein Rezept im Kopf, aber oft kommen mir dann beim Kochen noch neue Ideen, plötzlich lacht mich ein Estragon- oder Rosmarinzweig auf dem Küchenbalkon an oder ich muss unbedingt die Jalapeños probieren, die mir mein Sohn aus Mexiko mitgebracht hat. So machen sich auch Klassiker in meiner Küche selbstständig. Häufig koche ich auch „aus dem Kühlschrank raus“, kombiniere einfach, was gerade da ist. Dabei sind schon schöne Essen rausgekommen.
Aber zugegeben: Nicht immer ist ein großer Wurf gelungen. Bis es ein Rezept in ein Buch schafft, probiere ich es meistens mehrmals aus, bis es für mich tatsächlich stimmt. Und mit meiner Familie und meinen Freundinnen und Freunden habe ich manchmal und zum Glück auch eisenharte Kritiker.
Erzähl doch mal – was war denn beim Rezeptentwickeln die größte Küchenkatastrophe, die Dir jemals passiert ist?
Katastrophen würde ich’s nicht nennen. Wenn man täglich in der Küche werkelt, geht immer mal was schief. Da ruft die beste Freundin an, und schon schmurgelt die Sauce unerlaubterweise auf Fingerhutmenge zusammen. Da ich in Sachen Pannenhilfe kreativ bin, lässt sich das meiste retten. Beim Seelenfutter vegetarisch sind allerdings die ersten beiden Bleche Brownies jeweils nach einer kleinen Kostprobe komplett in die Tonne geflogen: viel zu süß, dann viel zu knatschig! Erst beim dritten Versuch waren sie so, wie ich sie wollte: schön chewy und schön schokoladig.
Nach dem Buch Seelenfutter vom letzten Jahr jetzt gleich Seelenfutter vegetarisch hinterher: Hat Dir das die Sache erleichtert, weil Du schon „eingegroovt“ warst, oder war das auch eine Herausforderung, so viele Seelenfutter-Rezepte in relativ kurzem Zeitraum zu entwickeln?
Zunächst schien alles ganz leicht zu sein: Die ersten Rezepte für Seelenfutter vegetarisch fielen mir schon ein, als Seelenfutter gerade gedruckt wurde. Doch bis dann tatsächlich ALLE Rezepte für das neue Buch konzipiert, geschrieben, getestet und für gut befunden waren – das war eine echte Herausforderung und es gab beim Endspurt echt stressige Momente.
Welches Deiner Rezepte aus dem Buch war Dein persönlicher Favorit?
Das kann ich gar nicht so genau sagen, denn in beiden Büchern stecken viele Lieblingsgerichte. Oder doch: vielleicht das Spätzle-Pfifferlings-Gröstl.
Und was ist – wenn Du nicht gerade über das Thema schreibst – Dein liebstes Seelenfutter?
Ich mag gern auch ganz einfache Dinge, z. B. frisches Pfisterbrot mit Butter, Tomate und Schnittlauch. Oder à la Heimwehküche mit wunderbarem westfälischem Schinken.
Vielen Dank für das Interview, Susanne!
Das sind die Folgen der Serie “Wie ein Kochbuch entsteht”:
4.11.14 Wie einKochbuch entsteht I: Die Redakteurin
11.11.14 Wie ein Kochbuch entsteht II: Autorin Susanne Bodensteiner
14.11.14 Wie ein Kochbuch entsteht III: Mein persönliches Making of
18.11.14 Wie ein Kochbuch entsteht IV: Der Lektor und Setzer
25.11.14 Wie ein Kochbuch entsteht V: Das Fototeam
2.12.14 Wie ein Kochbuch entsteht VI: Die Herstellerin
- Püfferkes zu St. Martin
- Wie ein Kochbuch entsteht III: Mein persönliches Making of Seelenfutter vegetarisch
Liebe Sabine,
zuerst einmal: ich besitze beide Bücher und liebe sie (also die Bücher! ) :-)
Nun die Personen hinter den Rezepten kennenzulernen finde ich ganz wundervoll und dass du uns auf die Entstehungsreise von „Seelenfutter vegetarisch“ mitnimnst, ist eine tolle Idee. Ganz lieben Dank dafür und viele Grüße aus meiner eigenen kleinen Soulfood-Küche.
Janke
Ach, das freut mich wirklich total! Also, beides: dass Du die Bücher magst und dass Du hier gerne mitliest. Danke für den netten Kommentar!
Liebe Sabine , liebe Susanne ,
habe auch beide Seelenfutter – Bücher und schon einige Rezepte ausprobiert , immer köstlich !
Meine Kinder sind begeistert , wenn ich abwechselnd daraus koche , meine Tochter isst nur
vegetarisch , mein Sohn und mein Mann mögen alles !
Ich wünsche euch viel Erfolg mit eurem Seelenfutter , vielleicht wagt ihr euch ja noch an eine
neue Herausforderung nur für Veganer !
Liebe Grüße
Lisa Fuchte
Wie toll, das zu hören! Danke. Und Seelenfutter vegan? Mal gucken … ;-)
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