Tamales? Frijoles! Mexikanisch für Vorratsschatzsucher
Das ist die Geschichte von einer, die auszog, ihre Lebensmittelvorräte zu reduzieren.
Nur – wo anfangen? Auf meine Frage, welche der vielen Vorratsschätze ich opfern soll, sprach sich Susanne vom Magentratzerl für die Maisblätter „und vielleicht noch die Chilis“ aus. Und da Susanne das aktuelle Event „Schatzsuche im Vorratsschrank“ auf Zorras Blog ausrichtet, war mir ihr Wunsch natürlich Befehl. Maisblätter und Ancho-Chilis, die seit einem Besuch auf dem Londoner Borough Market vor inzwischen, ähem, fast drei Jahren in meinen Vorratskisten vor sich hin schlummerten, wurden bereitgelegt.
Was fängt man also mit Maisblättern an? Nun ja: Mexikanische Tamales machen, kleine Päckchen aus gefülltem Maisteig, in Maisblätter gewickelt. Die spukten mir wohl auch im Kopf herum, als ich die Maisblätter kaufte. Ein Rezept für „Tamales rojos“ fand ich in dem Kochbuch Mexikanische Feste. Die Fiestas der Frida Kahlo (nicht mehr lieferbar), und daran habe ich mich gehalten. Zum Glück hat M. an diesem Samstag auch nichts Besseres zu tun und hilft tatkräftig mit (unter anderem übernimmt er die Fotodokumentation). Also los:
Gute drei Stunden später: Wir haben Hunger. Vorfreudig öffnen wir die ersten Tamales …
… probieren …
… und stellen fest: Trocken. Und zwar ziemlich. Enttäuscht kauen wir auf Maisteig mit trotz der Ancho-Chili nur sehr mäßig würziger Füllung herum.
Die zweite Überraschung erleben wir, als wir die Beilagen probieren, die da wären: Reis, ein mit Limette und Koriander angemachter Kohlrabisalat und vor allem die Frijoles refritos. Das Bohnenpüree (Tex-Mex-Fans auch unter dem Namen „Refried Beans“ bekannt) gehört zu den absoluten Klassikern der mexikanischen Küche. Gegessen habe ich es auch schon vorher, aber erst an diesem Abend geht mir auf, dass dieses supersimple Gericht im besten Fall deutlich mehr ist als die Summe seiner Teile. Was genau da passiert, damit aus zerdrückten Bohnen und sehr wenigen anderen Zutaten etwas entsteht, das wirklich und wahrhaftig nach mehr schmeckt, weiß ich nicht. Definitiv liegt es nicht nur daran, dass wir das Einweichwasser der getrockneten Chili als Flüssigkeit verwendet haben – aber ein Fehler war das auch nicht gerade.
Und das war nun also mein echter Vorratsschatz: ein unscheinbarer Beutel Bohnen, der eigentlich nur (wo ich schon mal dabei war) schnell mit verarbeitet werden sollte und sich als wahrer Goldfund entpuppte. Auch diese hübsch gefleckten Pinto- bzw. Wachtelbohnen lagen schon länger im Vorrat herum und rächten sich dafür durch lange Garzeit: Sie brauchten fast zwei Stunden, bis sie einigermaßen weich waren. Leider war dann auch das hübsche Muster verschwunden; dafür hatte ich pralle, dicke Bohnenkerne.
Und zwar so viele, dass ich die Frijoles refritos gestern gleich noch mal machen konnte, um sie als neu gekürten Star dieses Artikels auch würdig in Szene setzen zu können (die Herausforderung, das braune Püree für mich abzulichten, hat dann zum Glück M. angenommen und gemeistert).
Das Basisrezept, an das ich mich beide Male gehalten habe, stammt ebenfalls aus Mexikanische Feste. Nur haben wir statt Schweineschmalz Pflanzenöl genommen, was unsere heutige Mahlzeit auch noch vollkommen unangestrengt vegan gemacht hat.
Und weil mir der Geschmack des Chili-Einweichwassers in dem Bohnenmus so gut gefallen hatte, habe ich diesmal eine ganze Ancho-Chili hineingegeben. Was nicht nur den Effekt hat, dass jetzt Susanne doch noch ein Rezept für die Chilis bekommt, sondern auch geschmacklich hervorragend passte: Die Chilis haben fast überhaupt keine Schärfe (das Bohnenpüree war so mild, dass ich es bedenkenlos auch einem Kleinkind gegeben hätte), dafür ein tolles Aroma, das ein bisschen an Backpflaumen und Tabak erinnert. Jetzt bin ich doch tatsächlich froh, dass ich noch eine ganze Tüte Ancho-Chilis im Vorrat habe!
Apropos Vorrat: Abgebaut habe ich für dieses Event ungefähr ein Sechstel meiner gehorteten Kichererbsenmehlmenge, die Maisblätter, eine Tüte Ancho-Chilis, eine Packung Pintobohnen. Hinzugekommen ist eine 2,2-Kilo-Tüte mexikanisches Maismehl für die Tamales.
Ausreichend Material also, um das mit den Tamales zu perfektionieren. Nur die Maisblätter sind jetzt alle. Aber das macht nichts. Denn immerhin eine wichtige Erkenntnis habe ich bei der Aktion sammeln können: Maisblätter braucht man gar nicht unbedingt für Tamales. Es geht nämlich auch, wenn man die Maisteig-mit-Füllung-Geschichte einfach in Backpapier einwickelt. Na denn … demnächst mal wieder.
- 1 Kohlrabi
- 1 Möhre
- 1 Bund Koriandergrün
- 1 Limette
- 3 EL neutrales Pflanzenöl
- 1 Prise Zucker
- Salz, Pfeffer
- 1 getrocknete Ancho-Chilischote (ca. 10 g)
- 250 ml heißes Wasser
- 1 Zwiebel
- 1 Knoblauchzehe
- 5 EL neutrales Pflanzenöl
- 500 g gegarte Bohnen (selbst gekocht oder aus der Dose; in meinem Fall Pinto- bzw. Wachtelbohnen; Kidneybohnen gehen aber auch)
- Salz
- Für den Kohlrabisalat Kohlrabi und Möhre schälen und mittelfein reiben. Das Koriandergrün nur falls nötig waschen und in dem Fall gründlich trocken schütteln. Die Stielenden abschneiden und Korianderblättchen mit saftigen Stängeln grob hacken. Den Koriander mit Kohlrabi und Möhre mischen. Die Limette auspressen, den Saft mit Öl, Zucker, Salz und Pfeffer verrühren und über den Salat geben. Den Salat 30 Min. durchziehen lassen.
- Für das Bohnenpüree die Chili aufschlitzen, den Stiel und die Samen entfernen. Die Chili in 250 ml heißem Wasser 10 Minuten einweichen.
- Inzwischen Zwiebel und Knoblauch schälen. Die Zwiebel fein würfeln. Die Knoblauchzehe zur eingeweichten Chili geben und die Mischung pürieren.
- Das Öl in einer Pfanne erhitzen und die Zwiebel darin 5 Minuten anschwitzen. Bohnen und Chilipüree zugeben und die Bohnen entweder mit dem Kartoffelstampfer zerdrücken oder mit dem Pürierstab nicht zu glatt pürieren.
- Das Püree salzen und ca. 10 Minuten bei mittlerer Hitze unter Rühren kochen lassen, bis die Flüssigkeit fast verdampft ist und die Mischung die Konsistenz von Kartoffelpüree hat. Ich mag es, wenn sich unten schon eine leichte Kruste bildet.
**Das Tomateninnere wandert bei mir in den Tiefkühlvorrat für Gemüsebrühe.
Update: Jetzt wandert dieses Rezept doch noch schnell rüber zum Tierfreitag.
- Aus dem Vorrat: Kichererbsenfladen mit Spargel-Tomaten-Gemüse
- Eber sind auch nur arme Schweine: Mit Salami gegen Ferkelkastration
Hihi, was die Vorräte angeht, bist Du jetzt ungefähr so weit wie vorher, oder?
Danke für das Rezept. Jetzt weiß ich, dass ich Tamales auch ohne Maiblätter machen kann. Und die Bohnen kommen auch mal wieder dran.
Aber immerhin habe ich meine Vorräte mal wieder gesichtet – und tatsächlich in den letzten Tagen an anderer Stelle schon das eine oder andere verbraucht. Insofern: ein großartiger Anstoß, das Event!
Ich bin gespannt auf die Weiterentwicklung der Tamales- wenn gewünscht kann ich auch nach Rezepten recherchieren, ich meine zwei verschiedene in meinen „Archiven“ zu haben….
ach und die Bohnen…. super, sind vorgemerkt.
Danke, Ninive – gerne! Außerdem werde ich aber mal recherchieren, woran das mit dem trockenen Teig liegen kann, denn alle Rezepte, die ich bisher gesehen habe, waren sich ziemlich ähnlich.
Herrlich! :-) Und du nimmst den Ring beim Kochen nicht ab? Würde mich stören…
Achja, und als hättest du es geahnt, dass eine Packung Wachtelbohnen auf meiner Anrichte steht und mich täglich an ihren Verbrauch erinnert. Jetzt weiß ich, welche Bestimmnug sie hat. Danke! Die Chili habe ich nicht, aber etwas Rauchpaprika geht ersatzweise sicher auch, oder?
Liebe Grüße,
Eva
Nö, meine Ringe nehme ich nie ab. Die schlackern aber auch nicht und stören daher nicht. Wegen der Chili: Räucherpaprika geht in eine ganz andere Richtung. Aber ich kann Dir gerne ein paar Ancho-Chilis schicken. Wie gesagt, ich habe da noch eine ganze Tüte … Sag Bescheid!
bitte das klingt spannend und wäre auch noch tierfrei – magst nachreichen? würde mich freuen. sesamkuchen wird noch gelistet, bin noch nicht zum update der sammelstelle gekommen (ich sage nur: manuskriptpflege …).
Ich reiche gerne nach – dachte nur, es sei nicht regelkonform, da nicht am Freitag gepostet. Danke für den Hinweis!
wurscht. das sehen wir nicht so eng. hauptsache, die sammelstelle ist bunt, vielseitig und sehr appetitlich. danke!