Kleiner Frankreich-Urlaub: Anne-Katrin Weber, Meine fabelhafte Bistro-Küche
Warum ist dieses Jahr eigentlich schon wieder rum? Und wieso sind die Urlaube 2014 eigentlich so besonders schnell wieder vom Alltag verschluckt worden? Urlaub … einfach mal in einem Bistro sitzen und mit Muße das Leben an sich vorbeiziehen lassen, das wär’s.
Genau diese Vorstellung eröffnet das neue Kochbuch von Anne-Katrin Weber: Meine fabelhafte Bistro-Küche. Mit Anne-Katrin zusammen habe ich die Küchenschätze* und die Backschätze* geschrieben, und obwohl es in diesen beiden Kochbüchern ja um unsere heimische Kindheitserinnerungsküche geht, weiß ich seitdem von ihrer Vorliebe für Frankreich und alles Französische. Ich glaube, Anne-Katrin ist der frankophilste Mensch, den ich kenne.
Zum Glück ist sie auch eine fantastische Köchin, die ihre Sehnsucht nach den französischen Bistros in der Küche auslebt. Greifbares Ergebnis dieser kulinarischen Ersatzhandlung ist ihr neues Kochbuch. Es strahlt so viel Genuss, Lebensart und Atmosphäre aus, dass es die Anspielung an das filmische Frankreichidyll aus „Die fabelhafte Welt der Amélie“ im Titel eigentlich wirklich nicht gebraucht hätte.
Rund 75 Rezepte enthält das Buch: natürlich die unverzichtbaren Klassiker der französischen Bistro-Küche wie Steak frites, Coq au vin oder Tarte au pommes, aber auch reichlich Ideen jenseits des Erwartbaren. Besonders angesprochen haben mich Ziegenkäse-Tartelettes mit Feigen-Schalotten-Confit, eine Lammterrine mit Trockenfrüchten und Ras el Hanout (die probiere ich bestimmt bald aus), Johannisbeersorbet mit Thymian oder eine Paprika-Tarte-Tatin. Für mich ergibt das genau die richtige Mischung aus Bodenständigem und Inspirierendem, die mich in die Küche lockt.
Die dazugehörigen Fotos von Wolfgang Schardt tun das ihre, um sofortiges Frankreich-Flair zu verbreiten: mit einer Mischung aus schlichtem Bistro-Geschirr und hübschen Flohmarktfunden, mit dunklem Holz, hier und da einem Gläschen Wein im Hintergrund – und vor allem: reichlich Sonnenflecken. Das Layout spielt mit dem Motiv der Menütafel, auf der im Bistro die Tagesgerichte notiert werden. Das ist zwar nicht neu, sieht aber wirklich schön aus. Und bei mir funktioniert es tatsächlich: Schon beim Durchblättern stellt sich bei mir eine entspannte Fast-schon-Urlaubs-Stimmung ein.
Was ich aber an dem Buch am schönsten finde, ist, dass ich mich darin festlesen kann. Nicht nur an den Rezepten – an denen auch –, sondern an den eingestreuten Schmökertexten, in denen Anne-Katrin Weber ein bisschen ins Plaudern kommt: über Frankreich, über persönliche Kocherlebnisse, über ihre Flohmarktfunde, über dies und das. Solche Kochbücher sind mir sowieso die allerliebsten, und hier höre ich zudem noch die persönliche Stimme eines Menschen mit echter Frankreich-Leidenschaft.
Echt – das ist alles an dem Buch: Echte Menschen statt Models auf den Fotos, echte Erlebnisse und vor allem echtes Essen, von der Autorin selbst gekocht und fürs Foto hergerichtet (ohne Haarspray). Und weil ich selbst schon bei Anne-Katrin Weber am Tisch gesessen habe, kann ich auch mit voller Überzeugung sagen: Das schmeckt. Echt.
Die Rezeptkapitel folgen grob einem faulen Tag im Bistro: angefangen mit Frühstück über den Aperitif, die Vorspeisen und Hauptgerichte bis zum Dessert. Und wenn man nur lange genug sitzen bleibt, darf man wieder von vorne anfangen.
Weil mich aber leider im Bistro „Schmeckt nach mehr“ niemand von morgens bis abends bedient, habe ich schon mal Rezepte aus dem Buch ausprobiert. Das erste war die grüne Fenchelpaste, die durch Oliven und Kapern richtig schön würzig wird. Die einzige Gefahr dabei: dass man vor lauter Begeisterung beim Aperitif mit kunsprigem Brot und dieser Paste hängen bleibt und es gar nicht bis zum Hauptgericht schafft …
Außerdem habe ich das Zanderfilet mit Linsen und Senfsauce zubereitet (filet de sandre aux lentilles) – genau meine Geschmacksrichtung! Dieses feine Rezept stelle ich euch in den nächsten Tagen vor, auch wenn ich mich ein bisschen schäme, die Fotos herzuzeigen, weil meine Grmpfl%!-Pfanne leider eine innige Verbindung mit der Zanderhaut eingegangen ist und der Fisch daher nackt herauskam. (Ich schwöre, das Öl war heiß genug!)
Abgesehen von diesem kleinen Unfall lautet das Fazit bisher: köstlich! Und die Lammterrine kommt ganz bald auch noch dran. Aber euch empfehle ich das Buch trotzdem jetzt schon mal. Vielleicht gibt es ja noch Frankreichliebhaber_innen in eurem Umkreis, die ihr noch zu Weihnachten beschenken möchtet?
Hinweis: Das Buch wurde mir vom Gräfe und Unzer Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Trotzdem gibt dieser Artikel ausschließlich meine persönliche Meinung wieder.
Meine fabelhafte Bistro-Küche. Klassische und neue Rezepte mit O là là
GU 2014
192 Seiten, Hardcover
Preis: 19,99 Euro
- Wärmt wie ein schottisches Plaid: Cock-a-leekie
- Erzgebirgisches Seelenfutter: Buttermilchgetzen
Oh la la…..womöglich muss ich mich selbst damit beschenken ;-) ?
Selbst beschenken ist sowieso eine der besten Ideen. Da weiß man schließlich, dass man was Gutes kriegt. ;-)
Pingback: Zander mit Linsen auf französische Art | Schmeckt nach mehr
Durch Zufall habe ich ihr Buch „Meine fabelhafte Bistro-Küche“ entdeckt und beim durchblättern festgestellt, das muss ich haben. Als erstes habe ich das Pain de Campagne gebacken, da ich totale Brotliebhaberin bin. Es ist auf Anhieb gelungen und schmeckt himmlich. Der Aufwand lohnt sich absolut. Ich freue mich schon darauf, die anderen Rezepte auszuprobieren. Danke für dieses tolle Kochbuch!!!