Kollektive Essens-Erinnerungen: Die Doku-Serie Back in Time for Dinner

Da wir es gerade von Nostalgie und Kindheitserinnerungen rund ums Essen hatten: Schon lange wollte ich euch eine Dokuserie ans Herz legen: Back in Time for Dinner, eine BBC-Serie von 2015. Familie Robshaw wird jeweils eine Woche lang in ein vergangenes Jahrzehnt geschickt – beginnend mit den 1950ern bis in die 1990er mit einem zusätzlichen Ausblick in die Zukunft. In dieser einen Woche erleben sie, was es hieß, in dieser Zeit zu leben und vor allem zu essen. Was kam auf den Tisch? Mit welchen gesellschaftlichen Entwicklungen hatte es zu tun? Wie dachte man über Essen, und welche Rolle spielte es im Alltag?

Ich habe die sechs rund einstündigen Folgen quasi hintereinander weg geguckt, so spannend fand ich sie (auch wenn die gezeigte Familie mir zum Schluss manchmal ein bisschen auf die Nerven ging). Es ist eben doch ganz gut, sich gelegentlich mal vor Augen zu halten, wie wir dorthin gekommen sind, wo wir heute stehen, kochen und essen: dass die Industrialisierung der Landwirtschaft am Anfang ganz klar das Ziel verfolgte, die Bevölkerung überhaupt ausreichend zu ernähren zum Beispiel. Denn in Großbritannien waren Lebensmittel teilweise noch bis 1954 rationiert, und dass sich Normalverdiener ein Hühnchen leisten konnten, war eine noch spätere Errungenschaft.

Die Segnungen des Convenience Food ermöglichte es Frauen, Berufen außerhalb des Hauses nachzugehen – denn noch lange blieb der Haushalt und damit das Kochen trotzdem ihre Domäne. Viele waren dankbar, nur noch Tüten und Packungen öffnen zu müssen, um eine warme Mahlzeit auf den Tisch zu bringen. Und ehrlich: Ob das darin Enthaltene so viel schlechter schmeckte als das, was in den 1950ern frisch gekocht wurde? Denn auch internationale Einflüsse (und überhaupt: Gewürze!) halten erst nach und nach Einzug in unsere Küchen.

Natürlich beschäftigt sich die Serie mit den Verhältnissen in Großbritannien, aber viele Entwicklungen liefen hier in Deutschland ja ganz ähnlich ab. Insofern: große Empfehlung! Alle Teile der Serie sind auf YouTube verfügbar, allerdings nur auf Englisch (ohne Untertitel). Aber falls euch das nicht schreckt, erwartet euch ein wirklich lohnendes Fernsehvergnügen.

Die 1950er:

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Die 1960er:

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Die 1970er:

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Die 1980er:

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Die 1990er:

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Die Zukunft:

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6 Gedanken zu “Kollektive Essens-Erinnerungen: Die Doku-Serie Back in Time for Dinner

  1. Barbara

    Die Serie ist so toll! Sehr eindrücklich geschildert fand ich den Aspekt, wie sehr die echte und gefühlte Lebensqualität der Hausfrau mit dem zunehmendem Einsatz an Hilfsmitteln und Convenience-Produkten stieg. Und wie du schreibst: So richtig köstlich mutete das komplett selbst gekochte Essen speziell in den frühen Jahren auch nicht an… ?

    1. Sabine Schlimm Artikel Autor

      Ich hätte fast wetten können, dass Du als Anglophile die Serie kennst! :-) Ja, ich fand es auch noch mal augenöffnend, zu sehen, wo die ganzen Entwicklungen herkamen, die wir jetzt so beklagen.

  2. Julia

    Liebe Sabine, vielen Dank für diese Empfehlung!
    Habe gerade die ersten 10 Minuten hinter mir, und somit ein Abendprogramm gefunden. Finde es gerade ein bisschen schade, dass dieser Wandel in meiner Familie (meine Eltern können sich an die 50er definitiv erinnern) nie thematisiert wurde…

    1. Sabine Schlimm Artikel Autor

      Ach, das freut mich, dass es Dir gefällt! Viel Spaß beim Weitergucken. Und hinterlass gerne noch mal einen Kommentar, wie es Dir gefallen hat, wenn Du mit allen Folgen durch bist! Vielleicht fallen Dir ja noch ganz andere Aspekte auf.

      1. Julia

        Inzwischen bin ich bei den 80ern angekommen. Ich finde es ausgesprochen interessant wie sich Rollenbilder, Möglichkeiten und Verfügbarkeiten (ich sags jetzt mal ganz reduziert) bedingen und im Laufe der Zeit verändert hatten. Bzw. welche Freiheiten uns (besonders uns Frauen) noch gar nicht mals so lange als selbstverständlich erscheinen.
        Dank der Dokureihe weiß ich jetzt auch, dass im Elternhaus meiner Mutter ein Erd/Ziegelkeller das Um und Auf für jegliche Haushaltung war…

        PS: Dripping oder Schmalz klingt wohl in jeder Sprache eher ekelhaft ;)

        1. Sabine Schlimm Artikel Autor

          Danke für Deine Eindrücke! Genau, ich fand’s auch aufschlussreich, wie die Sache mit den sich verändernden Essensgewohnheiten in einen gesellschaftlichen Zusammenhang gestellt wurde. So was wünschte ich mir dringend auch mal als deutsches Programm!

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